Mein Filmrückblick 2017
2017 hat mich ganz schön überrascht, recht viele Blockbuster sind diesmal in der Liste dabei. Denise Villeneuve („Die Frau die sang – Incendies“, „Enemy“, „Arrival“) hat praktisch ein Abo auf meine Filmjahresliste, naja wenn Fincher und Lynch nichts machen. Schön, dass einige Blockbuster wie „Star Wars – Die letzten Jedi“ sich etwas emanzipiert haben von ihren Franchises oder wir endlich einen vernünftigen weiblichen Superheldenfilm bekommen haben mit „Wonder Woman“. Außerdem haben wir einen Blockbuster erhalten, der sich irgendwie gar nicht so anfühlt, sondern eher wie ein teurer Arthousefilm mit „Blade Runner 2049“. Die kleineren Filme fallen irgendwie darin auf, dass es häufig um fehlende oder missverstandene Kommunikation geht wie zB bei „Aus dem Nichts“, „mother!“, „Moonlight“ oder „Manchester by the sea“.
Dieses Jahr habe ich am Ende jedes meiner Lieblingsfilme einen Link eingefügt, indem ihr sehen könnt, wo der Film gestreamt wird – egal ob der Film zu leihen ist oder in einer Flatrate. Manche Filme sind aber natürlich noch nicht verfügbar.
Die Reihenfolgen der Filme spielt – wie immer – keine Rolle.
„Die Taschendiebin“
Seltsam, gleich der erste Film des Jahres, den ich im Kino gesehen habe, ist wohl mein Lieblingsfilm des Jahres 2017. Park-Chan Wook („Oldboy“ Original, „Stoker“) zeigt wie gut er das Filmmedium kennt, jeder Schnitt, jede Einstellung, jeder Augenblick ist so genau und in technischer und kreativer Perfektion, dass ich in den rund 145 Minuten einfach nur überwältigt war. Park-Chan Wook lenkt den Zuschauer, ein Lehrstück in Sachen Film. Der Film erzählt eine simple Geschichte in einer Epik wie es nur das Filmmedium schafft, dazu erzählt er die Geschichte zweier Frauen, die sich emanzipieren von ihren Zwängen und Traditionen, neben wird noch die Geschichte von Korea und Japan abgehandelt.
Hier kannst du sehen, wo er gestreamt wird: https://www.werstreamt.es/film/details/963226/die-taschendiebin/
„Moonlight“
Der Reiz am Medium Film ist es mir eine Welt zeigen, die ich selbst nie erleben kann. Dieser Film ist filmgewordene Poesie zu einem Jungen, der erwachsenen wird und nicht wirklich seinen Platz gefunden hat im Leben. Dieser Film hat mich so getroffen und Konflikte mitfühlen lassen, die ich bisher nur rational nachvollziehen konnte.
https://www.werstreamt.es/film/details/1012735/moonlight/
„Mr. Long“
Es gibt diese Filme, die ein bunter Mix sind und überraschen weil sie auf dem Papier nur schwer funktionieren können. Regisseur Sabu („Monday“, „Blessing Bell“) ist es hier gelungen einen Mix aus einem sensiblen Drama und brutalen Gangsterfilm zu schaffen. Der bewegt, schockiert und am Ende eine skurill, liebenswürdig, tragische Geschichte erzählt wie es nur asiatische Filme schaffen.
„Manchester by the sea“
Ein herrlich unaufgeregter Film, der so viel kitschiger und klischeehafter sein könnte. Aber letzendlich schafft es Autor und Regisseur Kenneth Lorgan die wohl witzigsten Filmszenen des Jahres zu erzählen in einem Drama über den Verlust. Das Ganze wird aber eben erzählt auf eine frische ehrliche Weise. Als der Vater stirbt, ist die Ärztin im Urlaub. Gestorben wird immer, trotzdem geht das Leben weiter. Casey Affleck schafft hierbei eine Performance, die mich zutiefst beeindruckt hat. Ein Film, der bewegt und dabei unspektulär ehrlich bleibt.
„mother!“
Es gibt diese Filme, die wie eine leere Seite sind. Sie müssen vom Zuschauer gefüllt werden. Sie kauen Dir nichts vor, verwehren sich Antworten. So ein Film ist „mother!“. Du kannst es lieben oder dich drüber ärgern, aber die Erfahrung ist so reizvoll und regt zum Nachdenken an, dass ich diesen Ansatz schätze. Gleichzeitig ist „mother!“ fesselnd und spannend bis zur letzter Minute. Das pure Chaos , was im letzten Akt ausbricht hat mich übermannt und ich war den ganzen Film sehr angespannt. Mich hat dieser Film an „Possession“ (1981) erinnert oder an Werke von Bunuel. Darren Aronosfsky („Requiem for a dream“, „Black Swan“) hat weder einen Film geliefert, der provoziert und bewegt.
Ab dem 25. Januar 2018 zu sehen: https://www.werstreamt.es/film/details/1126790/mother/
„Dunkirk“
Selten gibt es Filme, die ich nicht unbedingt gucken muss, obwohl sie grandios sind. „Dunkirk“ hat es geschafft mich im Kinosessel audiovisuell umzuhauen, dass ich noch jetzt, während ich diese Zeilen schreibe, dieses unheimliche Gefühl habe wie im Kino als die feindlichen Flieger aus der Ferne kamen. Krieg ist unfassbar schrecklich und diesen Schrecken hat uns Nolan („The Dark Knight“, „Memento“) fühlbar gemacht. So wie es eben nur Kino schafft. Diese Botschaft „Krieg ist schrecklich“ klingt abgedroschen, aber sie ist wichtig, um uns zeigen, was wir alle hoffentlich nicht erleben werden.
https://www.werstreamt.es/film/details/1037771/dunkirk/
„Blade Runner 2049“
Eine Fortsetzung, die dem Original ebenbürtig ist und dazu noch neue Facetten hinzufügt, gibt es selten. Aber Denis Villeneuve und der Drehbuchautor Hampton Fancher schaffen es, das Mysterium um Deckart beizubehalten, die Welt sich klimatisch und sozial weiterzuentwickeln und schafft es ganz absurde (im positiven Sinne gemeint) Konflikt zu schaffen. Hinzu kommt noch, dass die klassische Heldenreise aufgebrochen wird und das in einer visuellen Ästhetik erzählt wird, dass ich viele Einstellungen gerne als Bild in meiner Wohnung haben würde.
Ab dem 15. Februar 2018 zu sehen: https://www.werstreamt.es/film/details/1037863/blade-runner-2049/
„Wonder Woman“
Der Film erzählt die emotionale Geschichte, bietet tolle Nebencharaktere und eine visuell beeindruckend inszenierte Mythologie. Besonders hervorsticht, dass Patty Jenkins („Monster“) und die Autoren Geoff Johns und Allan Heinberg durch kleine, clevere Ideen glänzen, wenn die Geschichte gerade Gefahr läuft, zu klassisch zu werden. Die stark inszenierten Charaktermomente sind das Highlight der Origingeschichte. Sie zeigen Charaktere, die sich ernst nehmen und ihre hoffnungsvolle Botschaft verbreiten – ohne sich dabei selbstironisch die Ernsthaftigkeit zu entziehen. Wahre Helden eben.
https://www.werstreamt.es/film/details/1037896/wonder-woman/
„The Batman Lego Movie“
78 Jahre Batman und alle filmischen Portraits werden erwähnt, nicht mit Spott, sondern mit feinjustieren Gags oder Geschichten in der Hauptgeschichte. Als Batman-Liebhaber ist der Film eine Offenbarung für mich. Hinzu kommt, dass der Film eine liebenswürdige Geschichte über Zusammenhalt und Vertrauen erzählt. Eine Wohltat mit Witz und visueller Finesse.
„Star Wars – The Last Jedi“
Endlich wieder ein Star Wars Film, der die Mythologie sinnvoll erweitert, sich nicht auf Nostalgie ausruht und eine tolle Geschichte übers Scheitern erzählt. Dabei geht Rian Johnson spannende Wege, wo über Motive der Charaktere diskutiert wird. Ich hatte mehr als einmal die Tränen und hatte selten so viel Spaß in einer weit, weit entfernten Galaxie.
Ab April 2018 zu sehen: https://www.werstreamt.es/film/details/1114086/star-wars-die-letzten-jedi/
„Okja“
Okja ist skurill, frech und rasant. Eine Mischung aus einem Ghibli Film, Entführungsthriller und gesellschaftskritischen Persiflage. Die interessante Mischung geht auf und begeistert. Egal, ob es der großartige Cast ist mit Jake Ghyllenhaal, Tilda Swinton, Paul Dano und der Neuentdeckung Seo-Hyun Ahn. Bong Joon-ho schafft es mit Spielfreude, Ironie und einer geballten Portion Menschlichkeit uns zu zeigen, was am Fleischkonsum falsch läuft. Großartig.
Nur auf Netflix.
„Elle“
Ein aufrüttelnder Film, der komplex mit den Themen der sexuellen Kontrolleverlust spielt. Der Film gibt keine defintive Antwort, aber mehrere Antworten, die zu diskutieren sind. Isabelle Hupert spielt hier nicht nur eine Frau, die ein Opfer ist, sondern auch eine Frau die sich zu wehren weiss. Ein Film, der viel über uns verrät und gleichzeitig uns neue Sichtweisen gibt, was sexuelle Lust beinhalten kann.
https://www.werstreamt.es/film/details/963276/elle/
„Aus dem Nichts“
Ein deutscher Film, der eine deutsche Atmosphäre hat, aber dennoch international gefilmt ist, schafft als einer der wenigen wohl nur Fatih Akin. Sein Drama über Familienverlust und der Behandlung dessen, ist spannend, erdrückend, aber auch so kontrovers wie ein Film in den Zeiten, wo ein Rechtsruck geht, sein Muss. Die Musik und das Spiel von Diane Krüger, sind niederschmetternd.
https://www.werstreamt.es/film/details/1171806/aus-dem-nichts/
„7 Minuten nach Mitternacht“
Wenn ein Film eine Geschichte über Eingeständnisse, das Geschichtenerzählen an sich und einer der schwersten Reflektion eines Menschen abhandelt und das Ganze auf so eine Runde Weise erzählt, indem es sich Klischees bewusst ist und diese auf eine angenehme Weise umsegelt, ja dann weißt Du, das ist es etwas Besonderes.
https://www.werstreamt.es/film/details/765438/sieben-minuten-nach-mitternacht/
„Killing of a sacred deer“
Ein Film scharf wie eine Rasierklinge, die letzte halbe Stunde saß ich am Rande meines Sitzes und habe es vor Spannung kaum ertragen. Eine Bildsprache, die an Hitchcock und Kubrick erinnert und in seiner Dialogform einmalig eins. Selten hat man Colin Farrell so gut gesehen. Ein Genrefilm ,der Grenzen aufsprengt und mit dem Zuschauer spielt.
Ab dem 5. Mai 2018 zu sehen: https://www.werstreamt.es/film/details/1296782/the-killing-of-a-sacred-deer/
Weitere empfehlenswerte Filme:
- La La Land
- Logan
- Logan Lucky
- Jackie
- David Lynch – Art of Life
- Me and Andy
- Trainspotting 2
- Jahrhundertfrauen
- The Party